1. KONGRESS FÜR DGÄZ YOUNGSTERS

Die „Youngsters“ der DGÄZ veranstalteten Anfang September ihren ersten eigenen Kongress in Frankfurt am Main. Zu Vorträgen und Workshops kamen 90 Studierende und junge Zahnärzte

Mit ihren „Young Esthetic Circles“ in Erlangen, München, Schwerin und Frankfurt hatte die „Nachwuchsabteilung“ der DGÄZ bereits dafür gesorgt, dass junge Kolleginnen und Kollegen im kleinen Kreis zum Netzwerken und Weiterbilden zusammenkommen. Anfang September fand in Frankfurt/Main erstmals eine größere Veranstaltung statt: „Jung und Ästhetisch – der Kongress“. Die Referenten teilten dort ihr Wissen zu vielen Themen, für die sich der DGÄZ-Nachwuchs besonders interessiert.

Nach den Vorträgen am ersten Kongresstag, moderiert von Dr. Florian Rathe (Forchheim) und Dr. Helena Koch-Bienas (Lachen/Schweiz), konnten die Teilnehmer am zweiten Tag das theoretische Wissen in Workshops selbst umsetzen. Schließlich hatten die Organisatoren versprochen, dass die neu gewonnenen Erkenntnisse und Fähigkeiten sofort im Alltag umsetzbar seien.

„Es geht nicht nur um die Schönheit.“ Zum Auftakt des Kongresses betonte DGÄZ-Präsident Prof. Dr. mult. Robert Sader die Bedeutung der DGÄZ: „Wir sind eine Klammergesellschaft, unter deren Dach sich alle wiederfinden können.“ Schließlich wünsche sich jeder Patient unabhängig von der gewählten Therapie ein hochästhetisches Ergebnis. „Die Verbindung von Ästhetik und Funktion ist jedoch elementar“, betonte Sader – es gehe nicht nur um die Schönheit. Basis eines ästhetischen Ergebnisses seien immer die funktionelle Analyse und die Therapie. Das sei der Unterschied zur kosmetischen Zahnmedizin.

Zahnaufhellung: Korrekte Anwendung führt nicht zu Schäden. Den ersten Vortrag hielt Prof. Olga Polydorou, Freiburg. Ihr Thema: Zahnaufhellung. Die Frontzähne und das Gesicht hätten einen großen Einfluss auf die Wirkung von Menschen, das sei in Studien bereits nachgewiesen worden. Personen mit einem schönen Lächeln wirkten selbstbewusster und seien mitunter erfolgreicher als diejenigen, die mit ihrem Lächeln nicht zufrieden sind.

Im Internet finde man jedoch viele teils „abenteuerliche“ Tipps, um eine hellere Zahnfarbe zu erhalten, darunter einige, die den Zähnen nachhaltig schaden können. Da der Wunsch nach helleren Zähnen mittlerweile sehr verbreitet sei, solle jede Praxis eine unbedenkliche und erprobte Lösung anbieten können. „Die Peroxide der Bleaching-Präparate wandern in Schmelz und Dentin, zerfallen dort in reaktiven Sauerstoff und Wasser, der Sauerstoff spaltet die Farbmoleküle und so werden die Zähne aufgehellt“, erklärte die Freiburger Professorin die Wirkweise der Präparate. Kontraindikationen seien stark transluzente Zähne, ein Alter von unter 18 Jahren sowie Limitierungen bei kariösen Defekten, undichten Füllungen oder bei einer akuten Parodontalerkrankung. „In diesen Fällen ist eine Vorbehandlung erforderlich, um eine adäquate Ausgangssituation zu schaffen“, betonte Polydorou. Sie empfahl, Produkte mit neutralem pH-Wert zu verwenden und unbedingt auf die Anwendungshinweise des Herstellers zu achten. „Eine korrekte Anwendung schont den Zahnschmelz“, hielt Polydorou fest. Seit der Kosmetikverordnung 2012 sind nur Produkte mit einem Gehalt von bis zu 0,1 Prozent H2O2 frei verkäuflich. Die aggressiveren Konzentrationen mit 6 Prozent H2O2 oder mehr dürfen nur in der Zahnarztpraxis verwendet werden. Seit 2014 ist die Zahnaufhellung darüber hinaus laut Bundeszahnärztekammer eine zahnärztliche Leistung.

Minimalinvasive Zahnheilkunde. Gleich zwei Referenten stellten dem Auditorium „Innovative Konzepte in der minimalinvasiven Zahnheilkunde“ vor. ZTM Vincent Fehmer und Dr. Felix Burkhardt, beide Genf, beleuchteten das Thema aus der Perspektive des Zahntechnikers und des Zahnarztes. Die Ausgangsfrage war: Können monolithische Veneers ästhetisch sein? Und die Antwort: Fehmer und Burkhardt halten adhäsive Techniken für die Zukunft, nicht die klassische Füllungstherpie. Es müsse bei jeder Behandlung das Ziel sein, minimalinvasiv und substanzschonend zu arbeiten. Beide setzen neue Konzepte um und verwenden innovative Materialien. Veneers und Overlays sehen der Zahnarzt und der Zahntechnikermeister als Schutz für den Zahn, eine Funktion, die mit einer invasiven Füllungstherapie nicht erreicht werden könne.

Das Gespräch zwischen Zahnarzt, Zahntechniker und Patient werde immer wichtiger, betonten die Referenten. Viele neue technische Hilfsmittel erlauben es inzwischen, die Therapieplanung verständlicher zu gestalten, und bereits vor der Therapie eine digitale Vorschau des möglichen Ergebnisses zu präsentieren. Für die Diagnostik solle darum immer ein Porträtfoto des Patienten angefertigt werden, ebenso wie eine Intraoralaufnahme.

Fehmer und Burkhardt rieten dazu, die Ausgangssituation gemeinsam mit dem Patienten zu analysieren und am Computerbildschirm zu besprechen. „Machen Sie das auf Augenhöhe am Schreibtisch, nicht während der Patient auf dem Behandlungsstuhl sitzt“, sagte Burkhardt. Mit dem Mock-Up solle der Patient ruhig nach Hause gehen, um sich an das neue Gefühl zu gewöhnen und im gewohnten Umfeld auszutesten, ob die Lösung passt. Bereits heute gebe es erste Lösungen mit virtuellen Mock-Ups. Hier könne man den Patienten das angestrebte Ergebnis der Therapie auf dem iPad vorführen.

Schwarze Dreiecke mit Komposit verschließen. Anhand eindrucksvoller Bilder von eigenen Patientenfällen veranschaulichte Prof. Dr. Bernd Klaiber (Würzburg), wie ästhetische Korrekturen mit Komposit gelingen. „Keine Generation von Zahnärzten hatte es so leicht wie könne man im Gegensatz zum Vorgehen mit Veneers die schönen vorderen Zahnflächen erhalten. „Hinzu kommt, dass sich die natürlichen Zähne im Laufe der Zeit verfärben, Veneers nicht“, betonte Klaiber. Dies bedeute Probleme für die Zukunft.

Mit seinen Fallbeispielen zeigte der Referent darüber hinaus, wie man Komposit nutzen kann, um die Längen- bzw. Breitenwirkung von Zähnen zu „manipulieren“.

„Ein wenig besser sein als alle anderen“. Der grundsätzlichen Frage, was erfolgreiche Menschen auszeichnet, ging Dr. Oliver Brendel (Stuttgart) nach. Er ergänzte allgemeine psychologische Überlegungen durch seine eigenen Erfahrungen als Leiter einer Zahnarztpraxis.

Es liege nie an den Umständen, wenn etwas nicht klappt, sondern immer an einem selbst. Neben zehn Prozent Talent und zehn Prozent Glück seien immer noch 80 Prozent Leidenschaft, Disziplin, Fleiß und Ehrgeiz notwendig, um erfolgreich zu sein.

Vor der Eröffnung einer eigenen Praxis sei eine Bedarfsanalyse essenziell. „Sie müssen eine Strategie erarbeiten. Die Vorgaben sind: Machen Sie es anders als alle anderen und darüber hinaus noch viel besser“, riet Brendel den jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten. Die Begeisterung von Mitarbeitern wie Patienten müsse bei allem rationalem Denken auch immer mit einer emotionalen Entscheidung verbunden sein. Der Patient habe keine Fachkenntnis, er könne nur gewisse Dinge beurteilen, die seine Meinung zum Zahnarztbesuch bilden. Hat der Zahnarzt sich Zeit genommen? War er freundlich? War die Behandlung schmerzfrei? „Diese Dinge können Sie definitiv steuern“, sagte Brendel. Neben der fachlichen Expertise sei die menschliche Komponente darum der entscheidende Faktor für den Erfolg.