DIE DGÄZ AUF SYLT

Eine einfache Arithmetik: Zwei Symposien verdoppeln den Erfolg

Mit der Kombination von zwei Parallel-Symposien auf der Nordsee-Insel Sylt im Mai ist es der DGÄZ innerhalb von drei Jahren gelungen, das Himmelfahrtswochenende fest in den Kalendern von Zahnärztinnen und Zahnärzten zu verankern, die den Blick über den Tellerrand hinaus und den kollegialen Austausch über enge Fachgrenzen hinweg schätzen.

Ende Mai lässt sich darüber hinaus ein verlängertes Fortbildungswochenende auf Sylt im herrlichsten Frühlingswetter auch sehr familienfreundlich gestalten. Diese Kombination ist unschlagbar. Kein Wunder also, dass sich begeisterte Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon im vergangenen Jahr gleich vor Ort für die diesjährige Veranstaltung angemeldet hatten – ohne ein Programm in Händen zu halten. Das Vertrauen war offensichtlich groß, dass es DGÄZ- und
Kongresspräsident Prof. Dr. mult. Robert Sader (Frankfurt) und seinen Mitstreitern auch 2019 wieder gelingen würde, ein attraktives Angebot zu entwickeln, das mit einer Kombination aus anspruchsvoller Fortbildung und Wohlfühl-Ambiente überzeugt.

Hochkarätiges aus Forschung und Praxis.
Dieses Vertrauen wurde nicht enttäuscht. Die Vorträge hochkarätiger Referenten aus Wissenschaft und Praxis kamen aus allen Bereichen der Zahnmedizin. Sie spannten den interdisziplinären Bogen der Ästhetischen
Zahnmedizin über fast alle Teilbereiche der Zahnheilkunde – von der konservierenden Zahnheilkunde, über die Prothetik, bis hin zur implantologischen und parodontalen Chirurgie. Präsentiert wurden dabei
nicht nur die neuesten Ergebnisse klinischer Studien, sondern auch die persönlichen Konzepte erfahrener Kliniker für die tägliche Praxis. Die Referenten beleuchteten jeweils die Schnittmengen ihres Faches und dessen Beziehungen mit der Ästhetischen Zahnmedizin. „Solche Vorträge werden von den Teilnehmern geschätzt, die sich – in Ergänzung zu speziellen Veranstaltungen – möglichst breit informieren und einen aktuellen Überblick gewinnen wollen“, resümiert Prof. Dr. Robert Sader seine Erfahrungen mit diesem Fortbildungsformat.

Fokus auf Veneers. Dennoch stehen auch immer wieder einzelne Themen im Fokus. 2019 waren dies beispielsweise die Veneers. Das Kompositveneering ist eine aufkommende Technik, die auf Sylt präsentiert und intensiv diskutiert wurde. Und wie immer geht es bei diesen Themen nicht nur um die Ästhetik: Auch die funktionellen Möglichkeiten von Veneers waren ein Thema.

Ebenso wurde die fortschreitende Digitalisierung auf dem Sylter Symposium – durchaus auch kritisch – thematisiert. So diskutierte Prof. Dr. Rudolf Fürhauser (Wien) die provokante Frage, welchen Beitrag die digitale Implantologie zur Ästhetik leistet. Beim implantologischen Zahnersatz in der ästhetischen Zone könne man nämlich, so der Experte, so einiges falsch und vieles richtig machen. Eine perfekte Implantatästhetik passiere nicht zufällig, sondern sei das Ergebnis von genauer Therapieplanung, durchdachtem Zeitmanagement, chirurgischem und prothetischem Geschick, hochwertigen Materialien und zufriedenstellender Patienten-Compliance.

Die physiologische Okklusion. Prof. Georg Meyer (Greifswald) beleuchtete die physiologische Zentrik mit der Frage: Wohin gehört der Unterkiefer. Die Antwort: Die physiologische Zentrik liege dann vor, wenn sich neuromuskuläre Funktionsmuster und morphologisch/ geometrische Strukturen gleichermaßen in ihrer Ausgangsposition befinden. Dann seien, so Prof. Meyer, alle Kaumuskeln maximal entspannt und das Integral aller Muskelaktivitäten liege auf  niedrigstem Niveau.

Der etwas andere Blick. Auch in diesem Jahr präsentierte Prof. Sader zum Auftakt einen Vortrag, der das Fach aus einem ganz anderen Blickwinkel ins Visier nimmt. „Beißende Kunst“ lautete der Titel des Festvortrages von Prof. Dr. Stefan Wolfart (Aachen). Er entführte das Auditorium in die Welt der Natur und der Schönheit und stellte Allegorien zu unseren Zähnen her. Dies erreichte er mithilfe seines großen Hobbies, der Photographie. Ein minutenlanger Applaus der ergriffenen Teilnehmer würdigte diese Präsentation.

Richtig kommunizieren für den Therapie-Erfolg. Worauf es bei der Kommunikation mit Patientinnen und Patienten ankommt, beschrieb Dr. Dr. Anette Strunz (Berlin). Dass diese genauso kompetent betrieben werden muss wie die zahnmedizinische Behandlung belegte die MKG-Chirurgin gleich zu Beginn mit einem Zitat aus der Gründungsschrift der US-amerikanischen Ärztevereinigung im Jahr 1847: „Das Leben eines Kranken kann nicht nur durch die Handlungen eines Arztes verkürzt werden, sondern auch durch seine Worte oder sein Verhalten.“ Wichtig sei, so Dr. Dr. Strunz, auf eine positive Kommunikation zu achten, sowohl verbal als auch nonverbal.

Dazu gehören auch zugewandte Gespräche und aufmerksames Zuhören. Wichtig sei auch eine positive Stimmung und Atmosphäre in der Praxis und ein geschultes Team. Eine Fülle von Untersuchungen belegt inzwischen, dass die Angst des Patienten vor einem Eingriff Auswirkungen etwa auf die  Schmerzverarbeitung und den postoperativen Verlauf hat. Dieser kann bei Patienten, die sich vor einem Eingriff fürchten, mit mehr Komplikationen und einer verzögerten Heilung einhergehen. Darum sei es wichtig, so Dr. Dr. Strunz, dass Ärztinnen und Ärzte den Patienten helfen, Angst abzubauen und sich zu entspannen. Dazu trägt eine positive Wortwahl bei sowie die Vermeidung negativer Suggestionen.

Never change a winning concept. Nach den überwältigenden Erfolgen des im Jahr 2017 erstmals parallel zum Ästhetik-Symposium etablierten Sylter Dysgnathie-Symposiums, präsentierte die DGÄZ auch im Jahr 2019 wieder ein hochkarätiges Fortbildungsprogramm auf dem Gebiet der kombiniert kieferorthopädisch-kieferchirurgischen Dysgnathietherapie. Prof. Dr. Konrad Wangerin (Stuttgart) und Prof. Dr. Sabine Ruf (Gießen) beleuchteten die jeweiligen Möglichkeiten ihres Faches bei Dysgnathien. Wann die orthognathe Chirurgie auch in der Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe und bei der Craniomandibulären Dysfunktion zum Einsatz kommen kann beschrieben Dr. Lars Bonitz (Dortmund) und Dr. Elmar Esser (Osnabrück).

Neue Techniken der KFO. Prof. Dr. Benedict Wilmes (Düsseldorf) präsentierte ein Update aus der KFO über die neuen Techniken, die auf dem Einsatz von Mini-Implantaten basieren.

Sein interdisziplinärer Charakter macht dieses Symposium zu einem Unikat. Auffallend ist gleichwohl die Wechselwirkung mit dem Ästhetik-Symposium. Die Teilnehmer wechseln zwischen den Vorträgen der Symposien und die Möglichkeiten zum Get-together fördern ebenfalls den kollegialen Austausch.