Fortbildung im Doppelpack auf Sylt – Die DGÄZ-Symposien auf der Insel sind etabliert

Am Himmelfahrtswochenende im Mai veranstaltete die DGÄZ zum dritten Mal ihr interdisziplinäres Symposium für Ästhetische Zahnmedizin auf der Nordsee-Insel Sylt. Auf die mehr als 200 Teilnehmer wartete ein spannendes Programm, präsentiert in einer Umgebung, die auch zu einem Familienwochenende einlädt.

Bei strahlend blauem Himmel startete das 3.Sylter Ästhetik-Symposium der DGÄZ am Abend vor dem Christi-Himmelfahrts-Tag. Zum Auftakt gab es für die früh angereisten Teilnehmer einen Sektempfang in der Industrieausstellung, die mit 27 Ausstellern komplett ausgebucht war.

Kongresspräsident Prof. Dr. mult. Robert Sader konnte die Teilnehmer nicht ohne Stolz mit dem Hinweis begrüßen, dass es gelungen ist, eine Fortbildung mit hochwertigen, spannenden und lehrreichen Vorträgen aus allen Bereichen der Ästhetischen Zahnmedizin sowie aus Hochschule und Praxis erfolgreich zu etablieren. Grund sei die einzigartige Kombination aus Wohlfühl-Ambiente auf Sylt mit Ästhetik und Harmonie.

Zwei Symposien an einem Termin. Seit 2017 kombiniert die DGÄZ auf der Ferieninsel sogar zwei Veranstaltungen miteinander. Das Symposium für Ästhetische Zahnmedizin spannt den breiten Bogen der Ästhetischen Zahnmedizin über fast alle Teilbereiche der Zahnmedizin – von der konservierenden Zahnheilkunde, über die Prothetik, bis hin zur implantologischen und parodontalen Chirurgie sowie der Endodontologie. Auch Ethik, Ergonomie oder Praxismanagement finden Platz. Parallel stehen die Dysgnathien im Zentrum eines zweiten Symposiums, das aufgrund seines interdisziplinären Charakters ein Unikat darstellt. In diesem Jahr diskutierten Kieferorthopäden und MKG-Chirurgen die gemeinsame Behandlung von Patienten mit Dysgnathien.

Der Eröffnungsvortrag widmet sich traditionell dem Thema Ästhetik aus einer anderen Sicht. Prof. Dr. AngelikaStellzig-Eisenhauer, Ordinaria für Kieferorthopädie an der Universität Würzburg, selbst eine hochengagierte künstlerische Fotografin, faszinierte die Teilnehmer mit ihrem Vortrag „Mythos Schönheit“. Im Zentrum stand der Schönheitswahn in unserer Gesellschaft, den die Referentin kritisch auch aus dem Blickwinkel der Kunst beleuchtete. Dr. Dieter Reusch, Ehrenpräsident der DGÄZ und Gründer der Westerburger Kontakte, teilte mit dem Auditorium seine 50-jährige Erfahrung als Zahnarzt. Beeindruckend zeigte er, wie wichtig gerade bei Frontzahnrestaurationen eine funktionsgerechte Rekonstruktion ist, die gleichzeitig die ästhetischen Wünsche der Patienten erfüllt.

Form follows Function. Dr. Dana Weigel, eine der Spezialistinnen für Ästhetik und Funktion der DGÄZ, zeigte in ihrem Vortrag, wie dem alten Bauhaus-Konzept „Form follows Function“ gerade in der ästhetischen Zahnmedizin eine ganz besondere Bedeutung zukommt: ohne Funktion keine richtige Ästhetik. Der niedergelassene MKG-Chirurg Dr. Dr. Ralf Kettner (Aachen) zeigte aus Sicht einer chirurgischen Zuweiserpraxis, welche chirurgischen Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt sinnvoll erscheinen. Extra aus London angereist war Dr. David Winkler, ehemaliger Präsident der British Academy of Aesthetic Dentistry und Pastpresident der IFED – International Federation of Esthetic Dentistry. In seinem Vortrag beleuchtete er die kulturunabhängigen Erwartungshaltungen unserer Patienten und gab Hinweise, worauf Behandler ganz besonders achten müssen. Im Vortrag von Dr. Stephan Beuer, Oralchirurg aus Landshut, gab es Tipps für die Implantation in der ästhetischen Zone, gefolgt von Dr. Dr. Anette Strunz (Berlin), die unter dem Motto „Forward thinking statt backward planning“ ihre Erfahrungen mit dem Management der Extraktionsalveole zur Vorbereitung einer späteren Implantation präsentierte. Dr. Dominik Trohorsch, Endodontologe aus Frankfurt, der nur noch endodontisch behandelt, demonstrierte, dass die moderne Endodontie nicht nur ein unverzichtbarer Bestandteil der ästhetischen Zahnmedizin ist und oft auch die Basis des ästhetischen Erfolges legt.

Nach der nachmittäglichen Kaffeepause hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, an einem der kostenfreien Workshops teilzunehmen. Zur Wahl standen die Bewertung der MVZ-Struktur aus steuerlicher Sicht sowie das digitale Abrechnungsmanagement. Für Kieferorthopäden und MKG-Chirurgen wurde als Workshop ein softwaregestützter 3D-Planungskurs angeboten.

Der Freitag begann mit drei unterschiedlichen, aber jeder aus seiner Sicht höchst individuellen und spannenden Vorträgen: Dr. Dirk Leisenberg aus Steinau an der Straße, Gründungsmitglied des Arbeitskreises Ethik der DGZMK, sprach über die prätherapeutische Visualisierung des ästhetischen Behandlungsergebnisses und zeigte hier sehr ehrlich einige Vorteile, aber vor allem auch die Probleme und ethischen Bedenken, wenn unreflektiert mit solchen modernen Methoden umgegangen wird. Dieser Vortrag machte viele Teilnehmer sehr nachdenklich – insbesondere im Hinblick auf den aktuellen Hype in der kosmetischen Zahnheilkunde, dem Digital Smile Design. Prof. Dr. Gerald Krennmair aus Österreich präsentierte in einem abwechslungsreichen Vortrag beeindruckende Behandlungsfälle. Der Beitrag lebte von der Kombination von Wissenschaft und Klinik und zeigte, welche ästhetischen Verbesserungen bei zahnlosen Patienten erzielbar sind und wie dabei auch das optimale phonetisch-funktionelle Ergebnis erreicht werden kann. Prof. Dr. Katja Nelson (Freiburg) ließ die Teilnehmer an ihrem umfassenden Wissen um die präimplantologische knöcherne Augmentation und die Bedeutung für das ästhetische Ergebnis teilnehmen.

Ästhetik mit Komposit. Prof. Bernd Klaiber, mittlerweile emeritierter Ordinarius für Zahnerhaltung aus Würzburg, fesselte im Anschluss das Auditorium mit seinen Lebenserfahrungen über ästhetische Korrekturen mit Komposits. Er zeigte in einem einstündigen lebendigen und spannenden Vortrag, dass „dieses besser geht als man glaubt“. Dr. Dr. Matthias Kaupe (Düsseldorf) präsentierte die ästhetischen Möglichkeiten CAD/CAM-gestützter Augmentationsverfahren aus seiner Sicht. Nach der Chirurgie ging es nahtlos über zur konservierenden Zahnheilkunde und Prof. Gabriel Krastl, dem Nachfolger von Prof. Klaiber in Würzburg. Er machte seinem Vorgänger alle Ehre und zeigte, was eine hochwertige Komposit-Therapie bei der Frontzahnästhetik leisten kann – machte aber auch die Grenzen deutlich.

Dr. Karina Schick aus Westerburg begann den Tag mit ihrem durchdachten und sehr praktisch orientierten Vortrag zum Thema Rekonstruktion bei unsicherer Okklusion. „Step by step“ führte sie die Zuhörer durch Anamnese, Diagnostik, Planung bis zur Therapie, so dass sich jeder ein Kochrezept mit nach Hause nehmen konnte. Ihr folgte der „Grandseigneur“ der Zahnerhaltung, Prof. Dr. Georg Meyer aus Greifswald. Anschaulich, lehrreich und faszinierend klärte er die Zuhörer auf über biomedizinische Aspekte bei zahnfarbenen Füllungsmaterialien und teilte mit ihnen seinen unglaublichen Erfahrungsschatz sowie moderne wissenschaftliche Erkenntnisse.

Lösungswege bei Nichtanlage. Der Abschluss der Sitzung gehörte dann der Prothetik. Dr. Georgia Trimpou, Oberärztin am Zahnärztlichen Universitätsinstitut Carolinum in Frankfurt und Schatzmeisterin der DGÄZ, stellte multidisziplinäre Therapiekonzepte bei der Nichtanlage seitlicher Schneidezähne vor. Eindrücklich demonstrierte sie unterschiedliche Lösungswege, abhängig von der Sichtweise verschiedener Fachdisziplinen. Unter diesem Aspekt lassen sich durchaus ganz unterschiedliche Herangehensweisen rechtfertigen.

Innovationspreis Zahntechnik. Erstmals verlieh die DGÄZ einen neuen Preis: den DGÄZ-Innovationspreis für Zahntechnik. Mit dieser Auszeichnung wird eine Zahntechnikerin oder ein Zahntechniker geehrt, der bzw. die sich in ganz besonderer Art und Weise – entweder fachlich-inhaltlich, berufspolitisch oder auch beides zusammen – um die deutsche Zahntechnik verdient gemacht hat. Als ersten Preisträger konnte Prof. Sader ZTM Jürg Stuck ehren, der mit Beharrlichkeit und wissenschaftlicher Akribie dafür gesorgt hat, dass phonetische Aspekte heutzutage in der Zahntechnik eine wichtige Rolle spielen und anerkannt sind. Viele Publikationen belegen die Wissenschaftlichkeit seiner Arbeit, mit denen Stuck neben der Kaufunktion auch die Sprechfunktion des stomatognathen Systems als gleichberechtigt etabliert hat.

Individuelle Implantate. Den Endspurt des dritten Symposiums bestritten zwei Referenten, die an der Innovationsfront arbeiten. Detlef Hildebrandt aus Berlin stellte zunächst seine Erfahrungen mit einem ganz neuen, hochinnovativen Ansatz aus der Implantologie dar, dem Einsatz von individuell hergestellten wurzelanalogen Implantaten für die Sofortimplantation. Seine ersten Ergebnisse mit knapp über 50 Implantaten sind sehr vielversprechend, und die Fachkreise warten gespannt, wie hier die Entwicklung weitergehen wird – schließlich sind der 3D-Druck und personalisierte individuelle Implantate in der Medizin aktuell das Innovationsthema. Den Abschluss bildete der Vortrag von Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, der eigens von der Jahrestagung der AG Kieferchirurgie in Bad Homburg nach Sylt eingeflogen war. Der frischgebackene Ordinarius für MKG-Chirurgie in Mainz und DGI-Vorstandsmitglied zeigte ein beeindruckendes Potpourri von interdisziplinären implantologischen Rekonstruktionen bei komplexen Defekten.

Stimmige Rahmenbedingungen. Der kollegiale Austausch ging in den Pausen und in bester Stimmung bei den Abendessen in angenehmen Restaurants weiter. Die ersten Anmeldungen für das 4. DGÄZ-Symposium für Ästhetische Zahnmedizin und für Dysgnathien sind bereits für das Himmelfahrts-Wochenende 2019 vom 29. Mai bis 1 Juni eingetroffen.