Behandlungsplanung

Vom Plan zum Zahn: Ästhetische und funktionelle Behandlungsplanung

Jeder Bauherr weiß: Das Gelingen seines Bauvorhabens hängt maßgeblich von der sorgfältigen Planung ab. Das ist in der Zahnmedizin nicht anders. Eine natürlich wirkende Zahnrekonstruktion, der man die Arbeit des Zahnarztes nicht ansieht, ist ohne detaillierte Behandlungsplanung nicht möglich. Eine optimale Kaufunktion erst recht nicht. Bereits kleine Fehler können dazu führen, dass die Zahnreihen nicht richtig ineinander greifen. Ist- und Soll-Situation müssen deshalb exakt analysiert und bei der Rekonstruktion der Zähne unbedingt berücksichtigt werden.

Die Kaufunktion zählt zu den wichtigsten Aufgaben des Kausystems. Die Höcker und die feinen Einkerbungen (Fissuren) der Seitenzähne müssen hierbei reibungslose Gleitbewegungen der Zähne ermöglichen, sowohl beim Vor- und Zurückschieben des Unterkiefers wie auch bei seitlichen Bewegungen. Wird die Gleitbewegung blockiert, zum Beispiel durch schief stehende Zähne oder falsch rekonstruierte Kauflächen von Backenzähnen, kann dies zu einer Überlastung des gesamten Kausystems führen. Zahnärzte sprechen dabei von Funktionsstörungen.

Bei jeder Kieferaktivität wirken enorme Kräfte auf das Kausystem ein. Ähnlich wie bei einer Schere oder Zange, werden die Kräfte dabei umso größer, je näher ein Widerstand am Kiefergelenk liegt. Typische Folgen sind nicht nur Schmelzschäden und weg gebrochene Zähne, Verspannungen sowie Schmerzen in der Kaumuskulatur, sowie Probleme mit den empfindlichen Kiefergelenken: Schmerzen, Blockaden, „Knackgeräusche“.

Ja, durchaus. Kieferpressen und Zähneknirschen – meist in der Nacht – sind natürliche Mechanismen, die unbewusst zum Stressabbau eingesetzt werden. Nicht umsonst heißt es im Volksmund „sich an etwas die Zähne ausbeißen“ oder „an Problemen kauen“. Betroffene nehmen das jedoch meist erst wahr, wenn schmerzhafte Verspannungen der Kaumuskulatur auftreten oder die Zähne regelrechte Abnutzungserscheinungen zeigen.

Ja, das ist möglich. Denn: Zahnreihen, Kiefergelenke sowie die Kiefer- und Kopfmuskulatur bilden eine funktionelle Einheit. Werden die Kiefergelenke  ständig falsch oder übermäßig belastet, versucht die Muskulatur dies auszugleichen. Auf Dauer kommt es zu Verspannungen, die eine ganze Kette von Reaktionen auslösen kann. Typischerweise zählen dazu auch Kopf- und Rückenschmerzen.

Grundlage der Diagnostik ist eine ins Detail gehende, klinische Untersuchung der Funktion des gesamten Kausystems (Zahnreihen, Muskulatur und Kiefergelenke). Fehlstellungen der Zähne, übermäßiger Schmelzverschleiß, Muskel- und Kiefergelenksbeschwerden sowie Zahnfleischrückgang geben dem Arzt bereits erste wichtige Hinweise. Doch dies alleine reicht nicht aus. Je umfangreicher der Behandlungsbedarf, desto wichtiger sind präzise Messwerte, die hochsensible gnathologische Instrumente erforderlich machen. Mit ihrer Hilfe kann der Zahnarzt die Krafteinwirkung sowie die individuellen Gleitbewegungen des Kiefers exakt ermitteln und dies bei der anschließenden Planung der Restaurationen berücksichtigen. Bei großen Problemen kann sowohl bei der Diagnose als auch bei der Therapie eine interdisziplinäre Vorgehensweise notwendig werden, wobei Psychologen, Physiotherapeuten, Orthopäden, Neurologen und Schmerztherapeuten in einem Team zusammenarbeiten.

Mit Hilfe von Abformungen der Kiefer bzw. der Zahnreihen werden Modelle angefertigt, die der Situation im Mund entsprechen. Anhand der Messwerte lässt sich die Idealsituation auf diesen Modellen genau planen: Die „Gipszähne“ werden so präpariert wie bei der späteren Behandlung auch die richtigen Zähne und die erforderlichen Restaurationen werden mit speziellen Wachsen aufmodelliert. Mit einem so genannten Artikulator, ein Gerät das die Kieferbewegungen anhand der persönlichen Messwerte simuliert, können Zahnarzt und Zahntechniker ihre Planung überprüfen. Wenn alles stimmt, können auf Grundlage der Modelle die endgültigen Restaurationen angefertigt werden. Sehr häufig ist eine Vorbehandlung mittels „Aufbiss-Schienen“ und Physiotherapie notwendig.

Auch die ästhetische Komponente ist fester Bestandteil der Behandlungsplanung. Am Anfang steht dabei die ästhetische Analyse: Welche Eigenheiten der Zähne stört die Harmonie aus objektiver Sicht? Sind die Zähne in den Kieferhälften symmetrisch angeordnet? Gibt es Fehlstellungen oder Verfärbungen? Stimmen die Lachlinie und das Größenverhältnis der Zähne untereinander? Diese und viele weitere Aspekte hält der Zahnarzt in einem Protokoll fest und bespricht mit dem Patienten ausführlich die Lösungsmöglichkeiten. Die exakte Planung der angestrebten Veränderungen erfolgt auch hier auf dem Gipsmodell der Zahnreihen.

Ja, absolut. Da das Resultat im Mund aber nimmer anders wirkt, sollten die Veränderungen im Vorfeld mit speziellen Kunststoffen auch im Mund visualisiert werden. Zahnarzt, Patient und auch der Zahntechniker gewinnen auf diese Weise ein sehr genaues Bild des Machbaren und können sich insbesondere auch über Farbdetails sehr genau abstimmen.

Die aufwändige funktionelle und ästhetische Behandlungsplanung mit anschließender Visualisierung im Mund ist sehr aufwändig und dementsprechend kein Routinevorgehen. Auch verfügt längst nicht jeder Zahnarzt über das nötige Know-how. So genannte Bedarfspraxen sind zudem in der Regel organisatorisch nicht auf derart zeitintensive Planungsabläufe eingerichtet. Wer hohe Ansprüche an das Resultat seiner Zahnbehandlung stellt, sollte sich deshalb der ästhetischen Spezialisierung seines Zahnarztes sicher sein.